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Multiple Sklerose

  • Definition
    • Die Multiple Sklerose (MS) ist eine chronisch entzündliche, nicht ansteckende Erkrankung des zentralen Nervensystems (ZNS = Gehirn und Rückenmark), d.h. das gesamte Gehirn und Rückenmark können betroffen sein. In der medizinischen Fachsprache wird diese als "Encephalomyelitis disseminata" bezeichnet, was so viel wie "verstreute Hirn- und Rückenmarksentzündung" bedeutet. Dabei schädigen Abwehrzellen, die sonst fremde Erreger oder Stoffe angreifen, körpereigenes Gewebe.
      Deshalb zählt multiple Sklerose zu den Autoimmunerkrankungen (griech. auto = selbst).
      Die Bezeichnung multiple Sklerose leitet sich aus dem lateinischen multiplex für vielfach und dem griechischen skleros für hart ab. Manche Ärzte sprechen bei MS auch von Polysklerose (griech. polys = viel, zahlreich).
      Meistens verläuft multiple Sklerose in Schüben und führt erst nach längerer Zeit zu zunehmenden Einschränkungen. Heilen lässt sich MS zurzeit zwar (noch) nicht. Man kann jedoch ihr Fortschreiten verlangsamen, die Intensität der Schübe mindern und so eine hohe Lebensqualität erreichen.

  • Ursachen
    • Obwohl seit vielen Jahren weltweit Forschungen durchgeführt werden, ist ein erschöpfendes Wissen über die genauen Multiple Sklerose Ursachen bis heute nicht vorhanden. Forscher vermuten eine ungünstige Kombination verschiedener Faktoren, die die Multiple Sclerosis auslösen können.

      Fest steht: Bei Multiple Sklerose kommt es zu einem Angriff des Immunsystems gegen die Strukturen des zentralen Nervensystems. Als Faktoren für den Ausbruch der Erkrankung werden Umweltfaktoren, eine genetische Veranlagung und Krankheitserreger wie Viren vermutet, die das Immunsystem so beeinflussen können, dass es eigene von fremden Strukturen nicht mehr unterscheiden kann.

      Das heißt, es gibt nicht die eine Ursache für Multiple Sklerose, sondern mehrere Auslöser.

  • Symptome
    • Die Krankheit lässt noch viele Fragen unbeantwortet und ist in Verlauf, Beschwerdebild und Therapieerfolg von Patient zu Patient so unterschiedlich, dass sich allgemeingültige Aussagen nur bedingt machen lassen. Aus diesem Grund ist MS auch als "Krankheit mit den 1000 Gesichtern" bekannt.

      Allerdings treten manche Frühsymptome bei MS besonders oft auf. Als häufigste frühe Multiple-Sklerose-Symptome gelten:
      - Gefühlsstörungen bzw. Empfindungsstörungen, häufig in Form von Kribbelparästhesien oder einem Taubheitsgefühl. Häufige Erscheinungen sind die Fatigue (abnorme Erschöpfung), kognitive Störungen, die Merkfähigkeit, Aufmerksamkeit sowie eingeschränkte Konzentration, depressive Verstimmungen, Schmerzen, Schwindel und sexuelle Funktionsstörungen.
      - Sehstörungen mit Verschwommen- oder Nebelsehen als Ausdruck einer Sehnervenentzündung (Optikusneuritis)
      - Lähmungen der Muskulatur

      Die MS verläuft in unterschiedlichen Formen. Die häufigsten sind schubförmig und chronisch-progredient.

  • Mögliche Behandlungsmethoden und Ziele
    • Multiple Sklerose ist nicht heilbar. Ziel aller therapeutischen Maßnahmen ist es, die Unabhängigkeit des Patienten im Alltag zu erhalten und die beste erreichbare Lebensqualität zu gewährleisten. Die jeweiligen Funktionsstörungen und ihr Ausmaß sind dabei bei jedem Patienten unterschiedlich ausgeprägt. Das Trainieren des Gleichgewichtes, der Koordination sowie der Kraft und Körperwahrnehmung stehen hierbei im Vordergrund.
      Zur Behandlung der Symptome eignen sich neben Änderungen der Lebensführung physiotherapeutische, logopädische, ergotherapeutische, psychotherapeutische, medikamentöse und operative Maßnahmen.

      Ergotherapeutische Ziele bei Multipler Sklerose
      Ergotherapie zielt darauf ab, dass Patienten mit Multipler Sklerose ihren Alltag ohne fremde Hilfe bewältigen und solange wie möglich unabhängig bleiben können. Zielgerichtet, individuell und symptomorientiert werden die Aktivitäten des täglichen Lebens (ADL = Activity of Daily Living) trainiert: Waschen, Ankleiden, Toilettengänge, Essen und Trinken, Schreiben, Arbeiten im Haushalt.

      Konkret versuchen Ergotherapeuten, falsche Bewegungen und kräftezehrende Körperhaltungen bei MS-Patienten abzustellen. Sie üben mit den Patienten normale Bewegungen ein, die weniger Energie kosten. Wenn dies nicht mehr möglich ist, lernt der Patient, mit seinem Handicap umzugehen und trainiert neue „Ersatzbewegungen“. Alle Übungen orientieren sich an den Bedürfnissen im Alltag.
      Außerdem unterstützen Ergotherapeuten MS-Patienten bei der Wahl und dem Einsatz technischer Hilfsmittel. Sie zeigen Angehörigen und Freunden, wie sie mit MS-Patienten am besten umgehen.

      Sofern möglich, soll die Ergotherapie auch zur Wiedererlangung beziehungsweise zum Erhalt der beruflichen Leistungsfähigkeit beitragen. Zum Therapie-Spektrum gehört deshalb auch das Arbeitsplatztraining (ergonomisches Arbeiten, Beratung über die Anpassung des Arbeitsplatzes).

      Physiotherapeutische Ziele bei Multipler Sklerose
      Physiotherapie ist bei der Behandlung von Multiple Sklerose Patienten wesentlicher Bestandteil. Die Therapie kann dabei helfen, die Beweglichkeit des Patienten möglichst lange zu erhalten. Das Training mit einem Physiotherapeuten kann dazu beitragen, Fehlbelastungen und falsche Bewegungen, die durch Schmerzen oder Muskelspastiken entstehen, zu beseitigen und Gangstörungen zu beheben. Der Patient bekommt ein Gefühl für seinen Körper und kann Bewegungen wieder besser koordinieren.

      - Bewegungstherapie gegen Krämpfe: Wenn die Muskelspannung zu hoch ist und sich das Gelenk gegen eine Bewegung wehrt, können Krämpfe oder auch Spastiken entstehen. Passive Bewegungsübungen helfen dabei, die Muskulatur wieder zu lockern und zu entspannen.
      - Gleichgewichtstraining: Multiple Sklerose Patienten haben oft Probleme mit dem Gleichgewicht. Dies kann zu Unsicherheiten beim Gehen, Stehen oder Sitzen führen. Physiotherapeuten unterstützen Betroffene mit gezielten Gleichgewichtsübungen dabei, wieder eine stabile Haltung einzunehmen, sich sicherer zu bewegen und Stürze zu vermeiden.
      - Neben den regelmäßigen Physiotherapiestunden ist zudem wichtig, das Übungsprogramm auch zu Hause weiter fortzusetzen. Ihr Therapeut gibt Ihnen Hilfestellungen und Empfehlungen für die „Hausaufgaben“.

      Physiotherapeuten verwenden unterschiedliche Methoden, um Menschen mit MS zu mehr Lebensqualität zu verhelfen

      Ziele der logopädischen Behandlung bei Multipler Sklerose
      Sprech- und Schluckstörungen (sowie die bei MS seltenen Sprachstörungen) werden im Rahmen der Logopädie mit wissenschaftlich fundierten Methoden behandelt. Dies geschieht in der Regel in Einzeltherapie.

      Muskellähmungen bei Multipler Sklerose können auch die Gesichtsmuskulatur betreffen. Dies führt dann dann zu Problemen beim Sprechen und Schlucken und mit der Stimme. Da die Abbauprozesse im Gehirn auch die kognitiven Fähigkeiten beeinträchtigen, kommt es außerdem zu Störungen der Sprache.

      - Sprechstörungen: Dysarthrie
      - Schluckstörungen aufgrund von Bewegungs- und Wahrnehmungsstörungen des Gesichts und des Mundes, ungünstiger Körperhaltung und/oder gestörter Kehlkopfbewegung
      - Stimmstörungen: monotone, schwache, heisere oder raue Stimme, Tremor oder sogar Lähmung der Stimmlippen
      - Sprachstörungen: Wortfindungsstörungen

      Die Sprachtherapie durch Logopäden bei Multipler Sklerose umfasst:
      - Das Schlucken (z.B. Massagen, Eisbehandlung, Haltungsänderung)
      - Die Mundmotorik
      - Sprechtraining (betrifft das Atmen, die Artikulation, das Sprechtempo, die Sprechlautstärke und Prosodie)
      - Wortfindungsübungen und unterstützend dazu Übungen zur allgemeinen geistigen Leistungsfähigkeit
      - Gesichtsmassagen (bei Lähmungen)